Klinikstrukturdebatte

Ortenau 2030 – Zukunftsweg Ortenau Klinikum

Um die qualitativ hochwertige, flächendeckende Patientenversorgung im Ortenaukreis nachhaltig zu sichern, hatte das Ortenau Klinikum bereits Anfang 2017 mit der Entwicklung einer Strategie zur zukünftigen Struktur des Klinikverbundes für die Jahre bis 2030 und darüber hinaus begonnen. Die „Ortenau 2030“ soll die Zukunftsfähigkeit des Ortenau Klinikums, zu dem aktuell fünf Kliniken mit acht Häusern gehören, als kommunale Einrichtung sichern. Eng mit eingebunden in die Strategiedebatte und schrittweise Neuordnung ist der Ausschuss für Gesundheit und Kliniken des Ortenaukreises, der die von der Geschäftsführung des Ortenau Klinikums vorgelegten Konzepte prüft, diskutiert und die erarbeiteten Ergebnisse gegenüber dem Kreistag für eine Beschlussfassung empfiehlt.
 

Ziele der Ortenau 2030:

  • qualitativ hochwertige, flächendeckende Patientenversorgung und -sicherheit gewährleisten
  • qualifiziertes Personal gewinnen und binden
  • Fördermittel für Investitionen sichern
  • ausgewogene Wirtschaftlichkeit erreichen

Für die Entwicklung einer langfristigen Strategie gibt es insbesondere vier Gründe:

Qualitätssicherung 

  • Oberstes Ziel ist die Sicherung einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen Patientenversorgung. Das Ortenau Klinikum will Spitzenmedizin erhalten und orientiert sich dabei an Kliniken wie Freiburg oder Heidelberg. Eine qualitativ hochwertige, medizinische Versorgung bedeutet weitere Spezialisierung und den Ausbau von Zentren (Beispiel: Schlaganfallzentren). Die Vorgaben der Fachgesellschaften und des Gesetzgebers gehen immer mehr in Richtung Mindestmengen und Spezialisierung. Das Ortenau Klinikum muss sich dieser Entwicklung stellen und darf sich sinnvollen und vertretbaren Strukturveränderungen nicht verschließen.

Personalgewinnung und Arbeitsplatzsicherung

  • Das bundesweite Unterangebot an Fachkräften im medizinischen und pflegerischen Bereich macht es für kleinere Krankenhäuser immer schwerer, qualifiziertes Personal zu finden. Große Krankenhäuser mit breitem Weiterbildungsangebot werden bevorzugt. Strukturveränderungen sollen dafür sorgen, dass das Ortenau Klinikum weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber ist und die bestehenden Arbeitsplätze sichern.

Fördermittelsicherung

  • Das Land wird künftig nur noch Fördermittel für Strukturveränderungen in Richtung Spezialisierung und Zentrenbildung geben. Mangels Rücklagen und ohne Veränderungen müssten
    Investitionen zu 100 Prozent nur noch über Kredite oder Trägerzuschüsse finanziert werden. Investitionen in die Zukunftsfähigkeit setzen eine langfristige Planung voraus. Allein in Offenburg und Lahr besteht in den nächsten 15 bis 20 Jahren ein Investitionsbedarf von rund 150 bis 200 Millionen Euro.

Defizitminimierung

  • Erwartet wird ein steigender Fehlbetrag des Klinikverbundes für die kommenden Jahre. Ohne Veränderungen würde dieser bis Mitte der 2020er Jahre auf rund 20. Mio. Euro pro Jahr ansteigen. 

Die Konzepte der Agenda 2030

Die Geschäftsleitung und ein externes Beratungsunternehmen hatten in den Jahren 2017 und 2018 relevante Handlungsalternativen erarbeitet, die von den Krankenhausleitungen mitgetragen wurden. Diese bieten kurz-, mittel- und langfristige Ansatzpunkte und waren Gegenstand der laufenden Strategiedebatte im Ausschuss für Gesundheit und Kliniken bis zur Entscheidung durch den Kreisrat am 24. Juli 2018 für das „Szenario 2“ mit vier stationären Krankenhäusern.

Einsparungen durch Strukturanpassungen

  • Abbau von Doppelvorhaltungen
  • Anpassen von Ressourcen an tatsächlichen Bedarf, ca. 2–4 Millionen Euro

Modell Landrat

  • Ettenheim (inkl. Fußchirurgie und Schmerztherapie) sowie Oberkirch (inkl. Geburten) und Kehl als Portalkliniken
  • Verlagerung der Allgemeinchirurgie, Gynäkologie und HNO von Kehl nach Achern und Offenburg
  • Verlagerung der Orthopädie von Gengenbach nach Kehl
  • Fortführung von Gengenbach mit neuen Leistungsangeboten Kurzzeitpflege und Heimbeatmung für Kinder. Geprüft wird: Bündelung der psychosomatischen Abteilungen Lahr und Offenburg sowie Einrichtung eines zentralen Bildungscampus aller Schulen des Ortenau Klinikums
  • Neustrukturierung und Fortführen aller stationären Krankenhäuser
  • Ausgewogenes Modell für die Übergangszeit
  • Sinnvolles Nachnutzungskonzept für Gengenbach
  • Stärkung des stationären Krankenhauses Kehl
  • Stärkung der Wirtschaftlichkeit und Qualität gegenüber dem Status Quo

Drei mögliche Szenarien wurden von einer spezialisierten Unternehmensberatung umfassend und detailliert untersucht. Dazu wurden diese Szenarien mittels standardisierter medizinischer und pflegerischer Qualitätsaspekte sowie mittels Wirtschaftlichkeitskennzahlen miteinander verglichen.

Szenario 1: Drei stationäre Krankenhäuser

Der gesamte Ortenaukreis könnte durch drei stationäre Krankenhäuser versorgt werden, die an zentralen Verkehrsknotenpunkten angesiedelt sind.

  • Stationäres Krankenhaus 1 „Mitte/Nord“: Versorgung des nördlichen und nordöstlichen Bereichs des Landkreises
  • Stationäres Krankenhaus 2 „Lahr“: Versorgung der mittigen und südlichen Gebiete des Ortenaukreises
  • Stationäres Krankenhaus 3 „Wolfach“: Versorgung des südöstlichen Raums des Landkreises und sich daran anschließender Gebiete
     

Szenario 2: Vier stationäre Krankenhäuser

Zur Stärkung des Einzugsbereiches im nördlichen Ortenaukreis könnte ein viertes stationäres Krankenhaus aufgenommen werden.

  • Stationäres Krankenhaus 1 „Offenburg“: Versorgung des mittigen Bereichs des Landkreises
  • Stationäres Krankenhaus 2 „Lahr“: Versorgung der südlichen Gebiete des Ortenaukreises
  • Stationäres Krankenhaus 3 „Achern“: Versorgung des nördlichen Raums an der Grenze des Ortenaukreises
  • Stationäres Krankenhaus 4 „Wolfach“: Versorgung des südöstlichen Raums des Landkreises und sich daran anschließender Gebiete
     

Szenario 3: Fortführen von acht Akutkrankenhäusern auf Basis des Status im Jahr 2019:

  • Neustrukturierte Häuser zur Stärkung der Wirtschaftlichkeit und Qualität gegenüber dem Status quo
  • Ettenheim (inkl. Fußchirurgie und Schmerztherapie) sowie Oberkirch (inkl. Geburten) und Kehl als Portalkliniken
  • Verlagerte Allgemeinchirurgie von Kehl nach Achern und Offenburg, Gynäkologie und HNO
  • Von Gengenbach nach Kehl verlagerte Orthopädie
  • Nachnutzung des Hauses Gengenbach:
    • Einrichtung eines Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ),
    • Einrichtung eines stationären Heimplatzangebotes für beatmungspflichtige Kinder und Jugendliche mit 17 Plätzen,
    • Übernahme von 45 Plätzen des Pflege- und Betreuungsheims Ortenau für stationäre Pflege und Kurzzeitpflege,
    • Einrichtung einer ambulant betreuten Wohngruppe für Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf in Zusammenarbeit mit dem Gengenbacher Pflegenetzwerk,
    • Unterbringung des Gesundheitsamtes des Ortenaukreises am Haus Gengenbach.

Im Rahmen des Strategiegutachtens wurden die beiden Strukturmodelle Szenario 1 und 2 im Vergleich zu Szenario 3 umfassend und detailliert untersucht.
 

Mögliche Vorteile der Szenarien 1 und 2 im Vergleich zu Szenario 3

  • Aufgrund der Bündelung der Fachabteilungen und Qualifikationen ist zu erwarten, dass sich die Behandlungsqualität verbessert.
  • Kliniken mit medizinischen Zentren, die interdisziplinär arbeiten, sind für hoch qualifiziertes Personal attraktiver – damit kann das Ortenau Klinikum Ärzte und Pflegekräfte gewinnen und binden.
  • Die Wettbewerbsfähigkeit des Ortenau Klinikums wird insgesamt gestärkt.
  • Die beiden Strukturmodelle ermöglichen eine bessere Wirtschaftlichkeit.
  • Durch die Maßnahmen wird auf medizinische und ökonomische Erfordernisse reagiert, durch die eine langfristige Existenzsicherung des Ortenau Klinikums erreicht werden kann.
  • Es handelt sich um Investitionen in eine Strukturoptimierung. Davon sind laufend erforderliche Instandhaltungskosten, die an allen stationären Krankenhäusern anfallen, abzugrenzen, denn diese generieren keine Strukturoptimierung.
  • Mit diesen beiden Strukturmodellen gibt es Aussicht auf Einzelförderung durch das Land.
     

Mögliche Nachteile der Szenarien 1 und 2 im Vergleich zu Szenario 3

  • Für Patienten entstehen teilweise erhöhte Anfahrzeiten, denen eine gesteigerte Versorgungsqualität gegenübersteht.
  • Die Nachnutzung der alten Häuser erfordert die Entwicklung innovativer über den stationären Bereich hinausgehender Konzepte.
  • Hohe, durch das Land förderfähige Investitionen sind erforderlich.

Chronologie der Klinikstrukturdebatte zur Agenda 2030

  • Am 19. April 2018 präsentierte das beauftragte Beratungsunternehmen Lohfert & Lohfert sein Strategiegutachten im Krankenhausausschuss.
  • Am 20. April 2018 wurden wesentliche Ergebnisse des Strategiegutachtens von Lohfert & Lohfert auf der Website unter Aktuelles veröffentlicht, um eine höchstmögliche Transparenz zu bieten.
  • Am 29. April 2018 wurde die Sonderausgabe „Agenda 2030“ der Ortenau Gesundheitswelt an alle Haushalte verteilt, um die Bürgerinnen und Bürger des Ortenaukreises möglichst umfassend zu informieren.
  • Am 14. Mai 2018 lud Geschäftsführer Christian Keller die Vertreter und alle Mitglieder der Fördervereine des Ortenau Klinikums ins Auditorium des Ortenau Klinikums in Offenburg St. Josefsklinik ein und informierte über den aktuellen Stand der Agenda 2030.
  • Am 15. Mai 2018 diskutierte der Krankenhausausschuss in öffentlicher Sitzung das Strategiegutachten.
  • Am 12. Juni 2018 gab der Krankenhausausschuss in öffentlicher Sitzung eine Beschlussempfehlung für den Kreistag ab.
  • Am 15. Juni 2018 war die Auftaktveranstaltung der Bürger-Info-Tage mit Landessozialminister Manne Lucha, Landrat Frank Scherer und Geschäftsführer Christian Keller:
  • Offenburg: Freitag, 15. Juni 2018, 14–17 Uhr, Mörburghalle, Im Kirchfeld 26, 77746 Schutterwald
  • Weitere Termine der Bürger-Info-Tage mit Geschäftsführer Christian Keller und Vertretern des Ortenau Klinikums:
  • Kehl: Montag, 18. Juni 2018, 18–20 Uhr, Großer Saal Stadthalle, Großherzog-Friedrich-Straße 19, 77694 Kehl
  • Oberkirch: Dienstag, 19. Juni 2018, 18–20 Uhr, Erwin-Braun-Halle, Querstraße 10, 77704 Oberkirch
  • Achern: Freitag, 22. Juni 2018, 18–20 Uhr, Bürgersaal im Rathaus am Markt, Rathausplatz 1, 77855 Achern
  • Wolfach: Dienstag, 26. Juni 2018, 18–20 Uhr, Festhalle Realschule, Herlinsbachweg 4, 77709 Wolfach
  • Ettenheim: Donnerstag, 28. Juni 2018, 18–20 Uhr, Stadthalle, Straßburger Str. 1, 77955 Ettenheim
  • Lahr: Mittwoch, 4. Juli 2018, 18–20 Uhr, Stadthalle Lahr, Kaiserstraße 107, 77933 Lahr
  • Am 24. Juli 2018 beriet der Kreistag die Beschlussempfehlung des Krankenhausausschusses und beschloss die zukünftige Struktur des Ortenau Klinikums. 

Strukturgutachten

Am 19. April 2018 hat das Hamburger Beratungsunternehmen Lohfert & Lohfert die Ergebnisse seines unabhängigen Strukturgutachtens zur „Agenda 2030 – Zukunftsplanung für das Ortenau Klinikum“ in einer öffentlichen Sitzung des Krankenhausausschusses des Ortenaukreises vorgestellt. Insbesondere unter Berücksichtigung medizinischer inklusive personeller als auch wirtschaftlicher Faktoren wurden insgesamt vier Varianten geprüft:

  • Variante 0: Erhalt des Status Quo auf der Basis des „Modell Landrat“ (mit acht stationären Häusern )
  • Variante 1: Bündelung auf drei stationäre Krankenhäuser (Offenburg, Lahr, Wolfach)
  • Variante 2a: Bündelung auf vier stationäre Krankenhäuser (Offenburg, Lahr, Wolfach, Achern) mit einem Anbau in Achern
  • Variante 2b: Bündelung auf vier stationäre Krankenhäuser (Offenburg, Lahr, Wolfach, Achern) mit einem kompletten Neubau in Achern

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